Eine Einkaufsmeile in der Fußgängerzone einer deutschen Kleinstadt, Samstagvormittag. Eine Menschenmenge schiebt sich zwischen den Geschäften hin und her. Mitten in dieser Menge begegnen sich ein Deutscher Schäferhund und ein Westie….. – Sonntagmorgen auf einem deutschen Dorf, zwei Frauen stehen auf dem Weg und unterhalten sich. Die Straße entlang kommt ein fremder junger Mann mit einem Dobermann an der Leine und aus einem der Nachbarhäuser zeitgleich die nette Frau xx mit ihrem Labrador….
Die Erwartung und die Spannung steigen…
…die beiden Hunde gehen aufeinander zu…..– Die Umstehenden verharren still und in gespannter Haltung: gleich passiert es, gleich …..
…. nehmen Kontakt auf.…. – die Zuschauer halten die Luft an: Jetzt ist es soweit, gleich gibt es Action und Zoff. Geht ja gar nicht anders, schließlich weiß man doch, „wie gefährlich große Hunde sind“….. –
….. schnüffeln sich ab und laufen ohne ein Weiteres mit ihren Menschen (die sich ebenfalls freundlich grüs-sen) weiter
Was bitte schön erwarten diese Gaffer? Dass sich die zwei Hunde gründlich in die Wolle kriegen?? Dass es Tote oder doch wenigstens Verletzte gibt?? Es wird doch zum Kuckuck noch mal Blut fließen? Wobei natürlich immer der größere Hund den Streit vom Zaun bricht. Und der Schäferhund sowieso…. oder die Fellnase, die schon durch die Medienberichterstattung einen schlechten Ruf hat…. Die Erwartungshaltung diesbezüglich scheint ja bei bestimmten Rassen besonders hoch zu sein. Geht ja auch nicht anders, schließlich sind die Kleinen ja „so süß und lieb, die können ja niemandem etwas tun“. Und wenn sich mal zwei Zwerge in der Fußgängerzone anbrüllen, ist das auch nur halb so wild. Im Gegensatz zu lautstarken verbalen Auseinandersetzungen zweier Großhunde, noch dazu, wenn sie wie die Derwische in die Leinen springen und ihre Menschen in dem verzweifeltem Versuch, sie zu bändigen, ziemlich alt aussehen lassen. Wenn sich dann alle genügend ergötzt haben an dem Schauspiel, geht man kopfschüttelnd auseinander und diskutiert darüber, „….warum so gefährliche Hunde überhaupt noch erlaubt sind…..“ Und es fallen Begriffe wie: „hochaggressiv“, „bösartig“ und „verhaltensgestört.“
Ein anderes schönes Beispiel für die Befriedigung eines gesteigerten Sensationsbedürfnisses mancher Menschen zeigt sich auch in der Begegnung Hund-Katze. Die Stubentiger sind nun mal Beute für die meisten Sofawölfe. Welche Enttäuschung, wenn bei der Begegnung nichts passiert ! Hund und Katze laufen aneinander vorbei, ohne sich eines Blickes zu würdigen. Unglaublich!!!
Da haben es doch alle die Zuschauer besser, die durch heftiges Knurren und Bellen aufmerksam geworden, aus dem gemütlichen Sessel vor dem Fernseher ans Fenster hechten, um zuzusehen, wie die Erzfeindschaft zwischen den Vierbeinern erneuert wird. Wie der Hund an der Leine tobt („..schau mal, der ist ja kaum noch zu halten…“) oder hinter dem Stubentiger herjagt („…der kriegt sie nicht….“) und der ihm vom nächsten Baum oder unter dem parkenden Auto hervor eine lange Nase dreht („…recht hat sie, die Katze. Soll der Hund sie doch in Ruhe lassen…“).
Diese Sensationsgier der Menschen ist nur als grenzenlos zu bezeichnen…und ich meine nicht nur bei oben beschriebenen Beispielen. Die Rettungskräfte, die zu einer Unglücksstelle gerufen werden, können eine traurige Ballade davon singen…..
Der Menschheit wäre weitaus mehr gedient, wenn jeder vor der eigenen Türe kehren würde, anstatt sich um den Staub beim Nachbarn zu kümmern. Und wenn schon, dann sollte der Staub nicht nur aufgewirbelt, sondern auch miteinander beseitig werden…