Respektvoller Umgang mit dem Hund heißt, ihn in seiner Persönlichkeit, seiner Fähigkeit und seinem Wesen so zu nehmen, wie er ist.

Prima“, werden jetzt vielleicht viele Hundehalter denken, „dann brauche ich ja gar nichts mit ihm zu tun. Dann kann und soll er machen können was er will: Andere Hunde anpöbeln – ist ja seine Persönlichkeit. Ungestraft jagen gehen – ist ja seine Fähigkeit. Und wenn er nicht das macht, was ich von ihm will – egal, ist ja sein Wesen.“

Und andere wiederum werden vielleicht aus genau den gleichen Gedanken heraus die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und denken: „Die spinnt doch, wo kommen wir denn da hin?? Ein Hund hat gefälligst zu gehorchen und zwar ohne Wenn und Aber. Nur ein gut funktionierender Hund ist ein guter Hund.“

Nein – nein, so einfach ist es nicht gemeint. Respektvoller Umgang mit dem Hund heißt, ihn so zu nehmen wie er ist und ihn so zu leiten, dass seine Persönlichkeit und sein Wesen sich positiv weiterentwickeln können. So, dass sein Mensch und er eine Einheit bilden können. Dass sich ein unsichtbares Band zwischen ihnen spannt, dass sie sich verstehen ohne große Worte und Gesten. Respektvoller Umgang bedeutet, Grenzen zu setzten.

Wenn ein Vierbeiner neu in einen Haushalt einzieht, sind er und der Mensch noch unbeschriebene Blätter füreinander. Wie sie beschrieben werden, hängt davon ab, wie sich Mensch und Vierbeiner zueinander verhalten. Jeder kann seine Grenzen abstecken, freundlich versteht sich, nicht durch Gewalt, Hau-Ruck oder Aggression. Ja, auch der Vierbeiner hat durchaus das Recht, seinem Menschen zu zeigen, was er leisten kann und was nicht mehr. Und der Mensch sollte es akzeptieren. Innerhalb dieses Rahmens hat jeder seine Freiräume.

Aber wie sieht es aus, das „Grenzen setzen“ ??

Grenzen setzen hat absolut nichts mit Macho-Auftreten seitens des Menschen zu tun. Es sind vielmehr einfache Regeln im täglichen Leben, die Sie aufstellen und die Gültigkeit haben sollten. Heute, morgen, übermorgen, nächste Woche, nächsten Monat….eventuell ein ganzes Zusammenleben lang. Vielleicht können sie aber auch irgendwann erweitert werden….

Grenzen setzen fängt nicht damit an, dass die Fellnasen nicht in jeden Raum in der Wohnung dürfen, nichts vom Tisch bekommen, nicht auf´s Sofa dürfen….und auch nicht mit „Sitz-Platz-Fuß“. Nein, es sind viele, viele Kleinigkeiten im täglichen Leben, von uns Menschen unbeachtet, vom Hund aber sehr wohl registriert und abgespeichert.

Ich werde hier an dieser Stelle kein allgemeingültiges Rezept für Regeln und Grenzen aufstellen nach dem Motto: Man nehme eine Portion von diesem, eine Messerspitze davon und eine Prise von jenem, mixe alles gut durch und hat ein gut geratenes Zusammenleben mit seinem Vierbeiner. Jeder hat ja seine eigene Vorstellung davon. Aber: schauen Sie sich Ihren Alltag mit Ihrem Hund an, machen Sie sich bewusst, wie Sie mit ihm leben. Wo sind Sie nicht ganz klar in Ihrer Aussage: „Das möchte ich…“ bzw. „…das möchte ich nicht von dir…“ Sie werden bestimmt ganz viele Kleinigkeiten finden, die Ihnen zeigen, wo nachgebessert werden darf….Denn die meisten „Fehler“ passieren unbeabsichtigt und deswegen, weil der Mensch eben menschlich und nicht hundlich denkt….und in seiner Kommunikation nicht klar und deutlich ist, das heißt, seine Grenzen „aufweicht“. Das führt unweigerlich zu Missverständnissen in der Hund-Mensch- Beziehung.

Bei all dem sollten wir aber nicht vergessen, dass unsere Hunde uns ebenfalls ihre Grenzen zeigen. Und das auch dürfen. Ich meine damit nicht, dass er abends im Fernsehsessel sitzt und mir mit gebleckten Zähnen und dazu passendem geknurrten Kommentar zu verstehen gibt, wo mein Platz ist: Nämlich auf dem anderen Sessel oder sogar auf dem Boden…..

Nein, ich rede davon, dass ich den Hund nicht dazu zwingen sollte, irgendetwas zu leisten, was zu leisten er gar nicht imstande ist. Oder etwas zu ertragen, was ihn ängstigt, unangenehm oder einfach zuviel ist. Was und warum auch immer. Er hat durchaus das Recht, mir zu signalisieren: „Lass mich damit in Ruhe… das….. ist mir unangenehm, beängstigend….oder einfach zu viel“ . Wir sagen doch auch, wenn wir etwas nicht möchten….und erwarten, dass unsere Mitmenschen darauf eingehen.

Gut…manchmal muss auch für den Hund unangenehmes sein. Ich denke hier z.B. an den Beardie, der es hasst, gebürstet zu werden…und doch stillhalten muss .Es gibt schon Situationen, die es eben erfordern, dass wir „über die Grenzen gehen..“ Aber auch hier gilt: vielleicht ist weniger dann mehr… Der Physiopatient, der mir mitten in einer Massage aufsteht, weil es ihm gerade unangenehm ist (ich glaube, jeder weiß, wie sehr eine Massage manchmal doch wehtun kann…). Er darf eine Extrarunde durch den Raum laufen….dann machen wir weiter…

Ich breche mir keine Zacken aus der Krone, nur weil ich auf meinen Hund eingehe….solange unser Verhältnis stimmt. Und mit einem bisschen guten Willen, sich auf seinen Hund einzulassen, ihn zu beobachten, Feingefühl für ihn und seine Bedürfnisse zu entwicklen wird sich ein Superverhältnis zwischen der Fellnase und ihrem Menschen entwickeln… Der Hund bietet es von sich aus an…..